Der komplette Bericht kann auch hier als pdf-Datei geladen werden!
Vielen Dank liebe Barbara für deine Impressionen!
Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, einen
Volontäreinsatz im Kooperationstierheim des Vereins Sardinienhunde e.V., der LIDA Sez. Olbia „Il Rifugio dei Fratelli Minori“ zu leisten. Am 25. Juli war es dann soweit und ich machte mich auf den Weg ach Olbia….Seit vielen Jahren verbindet mich eine besondere Liebe zur schönen, aber von vielen Gegensätzen geprägten Insel Sardinien….Kristallklares Wasser, eine teils noch unberührte Natur, eine von ganz besonderen Aromen geprägte Küche und eine sehr warmherzige und gastfreundliche Bevölkerung - das ist die eine Seite Sardiniens… Die andere habe ich hautnah eine Woche lang erleben dürfen…täglich gingen Notrufe zu verlassenen, verwahrlosten,
misshandelten, verletzten, kranken, angeschossenen und überfahrenen Hunden und Katzen ein, die in unser Kooperationstierheim eingeliefert und dort medizinisch versorgt und liebevoll aufgepäppelt wurden.
Dort wo sich an der Costa Smeralda teilweise der Jetset in superteueren Hotelanlagen tümmelt, sterben Lebewesen an Hunger und Misshandlungen, in einem Ausmaß, den man sich in unseren Breitengraden überhaupt nicht vorstellen und sehr schwer ertragen kann.
Geführt wird die LIDA von Cosetta Prontu, einer wunderbaren Frau mit großem Herzen und eisernem Willen, die sich mit ihren Mitarbeitern seit zwei Jahrzehnten für die „Fratelli Minori“, die „Minderen Brüder“, einsetzt und einen ewigen Kampf führt gegen inaktiven Behörden und eine sehr archaisch geprägte Denkweise und Haltung eines Teils der sardischen Bevölkerung Tieren gegenüber. Die Streuner-Problematik wird von den Behörden leider viel zu wenig ernst genommen und es werden nicht ausreichend Mittel für flächendeckende präventive Maßnahmen, wie z.B. Sterilisationskampagnen, zur Verfügung gestellt. Die einheimische Bevölkerung denkt ihrerseits, dass das Problem von den „anderen“ verursacht wird und nicht vom eigenen unkastrierten Hund/Hündin, der/die den ganzen Tag frei herumlaufen darf und entweder von einem Streuner gedeckt wird oder eine Streunerin deckt, die dann
wiederum irgendwo ihre Welpen bekommt, die wieder zu Streunern werden…. diese Spirale nimmt dann einfach kein Ende… Kaum zu verstehen, denn - glaubt man Statistiken aus dem Jahr 2017 - rangiert Sardinien mit 66.000 (!!) Streunern nach Sizilien und Apulien auf Platz drei zusammen mit Kalabrien.
Was waren meine Aufgaben in der LIDA bzw. welchen Arbeiten geht man bei einem Volontäreinsatz überhaupt nach? Gefühlt habe ich 2.000 Näpfe gespült, Käfige gereinigt, Wäsche aufgehängt, Hunde
gekrault, mit einigen Gassi gegangen, mehrmals täglich Besucher durch das Tierheim geführt und Interessenten Hunde vorgestellt, Fotos von Hunden gemacht, um ihnen Sichtbarkeit zu geben, damit sie
schnell eine Familie finden….alles einfach klingende Arbeiten, die für die dortigen Mitarbeiter jedoch von großem Wert sind, da die täglich anfallenden Arbeiten ohne Hilfe von Volontären kaum zu bewerkstelligen sind. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt - Cosetta, Marco, Roberta, Federica, Claudia, Piera, Antonietta, Anna, Patrizia, Andrea, Luciano, Gaia, Graziano - die täglich mit stoischer Geduld und einer großen Leidenschaft und Liebe zu Tieren unermüdlich ihrer Arbeit nachgehen, auch bei Temperaturen von 40 Grad, die einem oft an die Grenze des physisch und psychisch Machbaren treiben.
Ich habe natürlich auch wunderbare Hunde kennengelernt - Chicchino, Codino, Aladino, Loto, Mughetto, Tulipano, Gigliola, Onorina, Adele, Vito, Immo, Ginevra, Lilli, Max, Moritz, Meghan, Henry, Giosué, Maria, Lecter, Paco, Massimo, Kate, Salvo und viele andere auch ältere tolle Hunde, die vielleicht ihr gesamtes Leben im Tierheim
verbringen werden. Denn in Italien ist ein Hund bereits ab 1 Jahr „älter“ und hat kaum mehr Chancen, vermittelt zu werden. Wenn er dann auch noch schwarz und groß ist, sinken seine Chancen weiter…
Salvo wurde als Welpe vergiftet und brutal geschlagen…eine junge Frau hat ihn gefunden und in die LIDA gebracht…es war lange unklar, ob er überleben würde…er hat es geschafft, muss allerdings
mit großen geistigen Einschränkungen leben. Salvo ist das Sinnbild für das Leben und Überleben….Er lebt in seiner eigenen kleinen Welt und hat für seine „Mitbrüder“ einen GROßEN Traum - er wünscht sich für
alle ein schützendes, schattenspendendes Dach über dem Kopf und neue, stabile Zäune….Ich habe mir vor Ort ein Bild des Zustands der Gehege und Dächer gemacht und wenn man vor Ort bei sengender
Hitze durch die langen Gänge des Tierheims geht, das 700 Hunde und 200 Katzen beherbergt, versteht man sehr schnell und sehr deutlich, dass dieser Traum sehr bald in Erfüllung gehen MUSS. In einer Region, in der im
Sommer die Temperaturen auch über 40°C steigen, ist es ein MUSS und kein KANN, für Schatten zu sorgen. Ein Grundrecht für jeden Hund…Das Projekt besteht darin, alle Gehege mit Dächern auszustatten und die Zäune, die teilweise schon 2 Jahrzehnte alt sind, zu erneuern. In einigen Gehegen, teilen sich z.B. 8 Hunde 4 Quadratmeter Schattenfläche…das zu sehen, tut richtig weh…
Sardinienhunde e.V. hat bereits zu einer Spendenaktion zugunsten dieses Projekts aufgerufen und ich bitte euch euer Herz zu öffnen und großzügig dafür zu spenden. Helft bitte mit, dass dieser Traum sehr bald in Erfüllung geht!
Die LIDA ist ein ganz besonderer Ort, an dem Leben und Tod, Glück und Trauer, Freude und Verzweiflung, Hoffnung und Schmerz sehr dicht nebeneinander liegen und ein unendlicher Optimismus und Kampfgeist der Motor fürs Weitermachen sind. Mich hat diese Erfahrung innerlich sehr bereichert und wer Lust, Zeit und ein bisschen Mut hat, sollte die LIDA auch unbedingt besuchen und gerne auch tatkräftig mithelfen. Ich werde es bestimmt wieder tun!
Eure Barbara
P.S. Und hier noch einen Tipp bez. Unterkunft…Über den gesamten Zeitraum meines Aufenthalts in Olbia, habe ich im B&B Nacchinono übernachtet. Das Geschwisterpaar Gianfranco e Maddalena Ziccheddu haben vor 3 Jahren das B&B, das in einem Olivenhain eingebettet ist, eröffnet. Wenn man abends auf der Terrasse des kleinen Restaurants bei einem Gläschen Vermentino sitzt und auf die Insel Tavolara blickt, vergisst man die Welt um sich herum. Und Charlie wacht immer über einen…Einfach schön!